Artikel vom 30.10.2020

Widerstand im Veränderungsprozess bewusst nutzen

Als Berater/-in gilt es, auch Grenzen zu respektieren.


Klärende Gespräche als notwendige Schritte und einer damit verbundenen eigenen Reflexion und Veränderungsbereitschaft erschienen mir sinnvolle Interventionen, doch sie waren nicht willkommen.

Zu was wird das führen, dachte ich?

Hier in meinem konkreten Prozess vielleicht dazu, dass ein offenes, unkompliziertes und authentisches Miteinander weiterhin beschwerlich sein würde. Kann oder sollte ich die Ablehnung als Widerstand deuten? Oder ist der erste Blick vielleicht zu kurz gegriffen?
Welche Kräfte schwingen noch mit und beeinflussen das Gesamtsystem?

In diesem Artikel stelle ich die Kräftefeldanalyse nach Trebesch (2005) vor. Ein nützliches Instrument der Analyse innerhalb von Veränderungsprozessen. Gerne greife ich auch darauf zurück, wenn es schwierig wird.

Ziel der Kräfteanalyse ist es, zu erkennen, welche Kräfte in einem Veränderungsprojekt den Wandel vorantreiben oder eher behindern.

Es wird davon ausgegangen, dass bei jeder Veränderung ein sogenanntes Kraftfeld existiert, in welchem es Kräfte gibt, die

die Erreichung der Zielsetzungen behindern (also auf Bisherigem beharren) und die Erreichung der Zielsetzungen fördern.
Die aktuelle Situation ist somit ein Ergebnis der jetzt wirksamen Kräfte.

Die Kräftefeldanalyse versucht, die Kräfte zu erfassen, die im Veränderungsprozess wirksam sind, und
Maßnahmen zur Beeinflussung der Kräfte in Richtung der gewünschten Veränderungen zu definieren.

Selbstverständlich werden die definierten Kräfte als Hypothesen gesehen, die letztlich nur durch die gewünschte Wirkung der Maßnahmen bestätigt oder verworfen werden können.

Trebesch schlägt folgende Vorgehensweise vor:

Beschreiben Sie im ersten Schritt die Situation, die Sie bearbeiten möchten.
Legen Sie dann fest, was das Ziel, der Unterschied oder die Lösung sein soll.

Zu dieser Zielvorstellung werden jetzt die fördernden und hemmenden Kräfte gesammelt.
Nach Abschluss der Kräftesammlung, die im laufenden Prozess jederzeit erweitert werden kann, werden die Kräfte gewichtet. Zum Beispiel kann man die Kräfte nach Einflussgröße, Wichtigkeit oder Bedeutung unterscheiden. Dann geht man dazu über, sie nach der Energie, Widerstandsstärke etc. zu klassifizieren. Das kann mittels Skalierung (1–5) erfolgen.

Sie haben jetzt die Option, die verschiedenen Faktoren nach Themen/Funktionsbereichen etc. zu sortieren. Es kann sich – nicht nur um einen ganzheitlichen Blick zu erhalten – als hilfreich erweisen, nach der Verhaltensdimension (Führung, Kooperation, Einstellung etc.) und der Sachdimension (Organisation, Personal, Ressourcen etc.) zu unterscheiden.

Stellen Sie sich nun bei jeder hemmenden Kraft (in der Reihenfolge der Stärke) folgende Fragen:
– Wodurch ist sie entstanden, welche Ursachen stecken möglicherweise dahinter?
– Wann tauchte sie erstmals auf bzw. zu welchem Zeitpunkt wurde sie entdeckt?
– An welchem Ort bzw. wo wurde sie ausgelöst?
– Wer bzw. welche Energie fördert oder vermittelt die hemmenden Kräfte?

Jetzt stellt sich die Frage, wie man die bedeutsam erscheinenden negativen Kräfte in ihrer Wirksamkeit schwächen oder ganz aufheben könnte. Was könnte man diesbezüglich unternehmen?
Hemmende Kraft 1: …
Möglichkeiten zur Verminderung oder Beseitigung: …

Gehen Sie nun nach dem gleichen Muster bei den fördernden Kräften vor.
Fördernde Kraft 1: …
Möglichkeiten zur Erhaltung oder Verstärkung: …

Nun wird ein Handlungs- bzw. Veränderungsplan erstellt. In diesem legen Sie konkret fest, wer, wann, was mit wem tun wird, um die geplante bzw. erwünschte Veränderung zu erreichen.

Es könnte hilfreich sein, eine Strategie zur Lösung der Probleme bzw. Zielerreichung zu entwickeln. Sie sollten aber auch die Mittel sondieren, die Sie benötigen, um die Maßnahmen durchzuführen, bzw. erkunden, wer Ihnen diese Mittel zur Verfügung stellen kann.

Führen Sie eine abschließende Erfolgskontrolle durch. Dabei sollen der Aktionsplan und eine Auswertung des Prozesses erfolgen.
Klären Sie:

1. Was soll wann kontrolliert werden?

2. Welches sind die Erfolgsfaktoren bzw. der Unterschied?

3. Wie viel Zeit soll/darf investiert werden?

4. Was soll getan werden, um den Erfolg nachhaltig zu sichern?

Meine Erfahrungen:

Wenn Sie davon überzeugt sind, dass eine Kraft nicht geändert werden kann, suchen Sie einen anderen Weg. Ganz im Sinne meines Mottos:

Gehe mit dem Widerstand und biege dann ab.

Hier im Prozess werden sich viele personelle Veränderungen ergeben, deren Kräfte es gilt, bewusst zu nutzen. Beginnen Sie also eher mit den Stärken der fördernden Kräfte. Ganz im Sinne einer

stärkenorientierten Führung.

Bei den hemmenden Kräften ist es manchmal hilfreich, erst mit den leicht zu beeinflussenden zu beginnen. Nutzen Sie kurzfristige Erfolge – ganz im Sinne von Kotter und der Nützlichkeit von Quick-wins.

Viel Erfolg mit dem Instrument der Kraftfeldanalyse!

Für die Beantwortung von Fragen oder Ideen zu Umsetzungsstrategien nehmen Sie gerne direkt Kontakt auf.

Coaching

Coaching kann als professionelle Begleitung und Beratung für ManagerInnen, Führungskräfte
und MitarbeiterInnen im Berufsalltag betrachtet werden. Nutzen Sie die Beratung im Kontext von
Person, Rolle, Gruppe oder Organisation, um Klarheit, Orientierung und Handlungsoptionen
zu erhalten.

mehr erfahren

Training

Selbstlernen gewinnt in einer sich dynamisch veränderten Wirtschaft-, Arbeits- und Technologiestruktur an Bedeutung. Zur Förderung eignen sich lebendige Methoden, in denen Führungskräfte und MItarbeiterInnen praxisnah und anwendungsorientiert ihren Lernprozess selbstverantwortlich steuern können.

mehr erfahren

Organisationsentwicklung

Organisationen unterliegen einem ständigen Wandel. Vielfältige Anforderungen des Marktes erfordern schnelle und flexible Handlungen der Unternehmen und Institutionen, die es erfolgreich zu gestalten gilt. Neben strukturellen und prozesshaften Veränderungen bedarf es eines besonderen Blickes auf das soziale Gefüge.

mehr erfahren